Irrwege der Kommunikation

Kommunikation war schon immer ein schwieriges Thema, aber in den letzten Jahrzehnten sind viele neue Kommunikationskanäle dazu gekommen und bei einigen davon, erscheint es oftmals, als habe sich noch keine verbindliche Routine eingespielt, wie man denn nun in sinnvoller Art und Weise miteinander kommunizieren sollte.

Damals…als ich noch jung war… da hat man sich angerufen, etwas verabredet und dann entweder Zeit und Ort des Treffpunkts eingehalten oder rechtzeitig vorher den Termin abgesagt, bzw. verschoben. Das ging relativ leicht, da man sich direkt am Telefon unterhalten konnte. Zurück in die Gegenwart.

Ein Großteil unserer Kommunikation findet schriftlich statt. Die Telefone im Büro klingeln deutlich seltener als damals, da eine Vielzahl von Korrespondenz per E-Mail stattfindet. Im privaten kommen dann auch noch verstärkt Social Media und Messenger Dienste hinzu hinzu. Grundsätzlich sehr komfortable Kommunikationswege. Wir können uns mit der eingehenden Nachricht beschäftigen, wann es zu unserem Zeitplan passt und werden nicht durch aufdringliches Gebimmel dazu gezwungen, sofort zu reagieren und was auch immer wir gerade tun zu unterbrechen. Leider verführt diese Art der Kommunikation zu vielen Verhaltensweisen, die für mich schwer nachzuvollziehen sind, aber mir immer öfter begegnen.

Schon seit einigen Jahren bemühe ich mich in E-Mails niemals mehr als eine Frage zu stellen, da es einem Großteil der Menschheit offenbar schwer fällt, eine E-Mail komplett zu bearbeiten, sobald ein darin enthaltener Sachverhalt angesehen und vielleicht sogar bearbeitet wurde. Nach unzähligen Antworten, in denen meine zweite, dritte oder auch vierte Frage bzw. Aussage quasi ignoriert wurden, schicke ich heute lieber 4 E-Mails mit einem Thema, als eine E-Mail mit vier Themen.

Ich finde es unterhaltsam mir eine entsprechende Situation im direkten Dialog vorzustellen.

Andreas: „Können wir uns heute Nachmittag zusammensetzen um den Sachverhalt zu besprechen, wobei du mir bitte gleich meine Zugangsdaten mitbringen könntest?“

Gesprächspartner: „Wir sehen uns heute Nachmittag.“

Erzeugt eine gewisse Spannung, ob ich denn nun meine Daten bekomme, hilft mir aber nicht wirklich weiter.

Merkwürdig finde ich auch eine E-Mail Korrespondenz, bei der ein gewisser Austausch stattfindet und plötzlich gibt es keine Antwort von der Seite, die eigentlich mit einer Aussage dran wäre. Natürlich kann demjenigen etwas dazwischen kommen und die Antwort verzögert sich, aber irgendwann sollte dieser Ball doch wieder aufgenommen werden oder bin ich da einfach kleinlich und digital desorientiert?

Andreas: „Wollen wir uns heute treffen?“

Verabredung: „Können wir gerne machen. Um wieviel Uhr?“

Andreas: „15 Uhr würde bei mir gut passen. Wie steht es da bei dir?“

Verabredung…..schickt keine Antwort mehr, kommt aber wie selbstverständlich um 15 Uhr zum Treffen.

Unvollständige Sätze und damit annähernd verschlüsselte Nachrichten sind einer meiner persönlichen Favoriten. Ansatzlos bekommt man dann Nachrichten wie diese: Referenz Andreas, können wir das? Machen!

Famos sind auch verschlüsselte Antworten auf klare Fragen. Andreas: „Macht es Sinn, das Projekt 15 in dieser Woche noch weiter zu verfolgen?“ Antwort: „Ich bin den ganzen Tag im Büro.“

Im Deutschunterricht, früher in der Schule, fiel mir Interpretation immer recht leicht. Heute oftmals nicht mehr. Mein persönlicher Spitzenreiter ist das übersenden einer Telefonnummer, um mich dazu aufzufordern, denjenigen anzurufen. Dabei hat derjenige nicht einmal versucht mich telefonisch zu erreichen. Nachricht: „Können wir Andreas zu der Veranstaltung einladen. Ruf mich mal an 04172-969844“

Für uns alle ist Zeit kostbar und wer telefoniert schon gerne jemandem hinterher. Dennoch finde ich es angebracht erst einmal zu versuchen jemanden zu erreichen oder einfach nach einem passenden Zeitpunkt zu fragen, zu dem derjenige erreichbar ist. Telefonische Verabredungen sind für mich vollkommen normal und sparen wahnsinnig viel Zeit.